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Wie ein riesiger Haken hängen Fallstreifen (virga) in der Luft.
Hier fällt Niederschlag in Form von Schnee- und Eiskristallen nach unten.
Die Niederschlagpartikel nahmen ihren Ursprung in
locker verteilten Wolken des mittelhohen Niveaus (Altocumulus floccus),
die sich bereits weitgehend aufgelöst haben und im Bild nur mehr
rudimentär zu erkennen sind; sie laufen an den oberen Enden der Fallstreifen
fransenartig auseinander.
In der mittleren Troposphäre herrscht eine große vertikale
Windscherung. Deutlich wird das daran, wie sehr die oberen Partien den unteren
vorauseilen. Der Südwestwind verfrachtet das gesamte System
im Bild nach links. Die fallenden Niederschlagspartikel verdunsten
zum Teil auf ihrem weiten Weg nach unten, ihre Fallgeschwindigkeit nimmt ab
und sie stoßen in immer windschwächere Regionen vor, wodurch
allmählich die langen und schließlich nahezu horizontal
verlaufenden Schleppen entstehen. Auch vom linken Bildrand kommend
ragen einige dieser Schleppen ins Bild hinein.
Etliche quellige oder beutelartige Formen lassen sich an den Unterseiten
der Fallstreifen erkennen, die noch von der Sonne beschienen werden.
Auch hier fällt Niederschlag in Bereichen aus, wo sich abwärts
gerichtete Strömungen (kleine downdrafts) gebildet haben.
Diese Formen heißen mamma.
Um 1 Uhr MEZ des 19. August 1999 betrugen die Windgeschwindigkeiten in 850 hPa (ca. 1500 m) Höhe
rund 50 Knoten, in 500 hPa (ca. 5500 m) etwa 75 Knoten.
Im Laufe des Tages vergrößerte sich der Unterschied, die
Scherung nahm zu und um 1 Uhr MEZ des 20. August wurden in
850 hPa nur noch 20 kt, in 500 hPa aber immer noch rund 70 kt gemessen.
© Copyright: Bernhard Mühr
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